Nach dem Energiegipfel: Blockaden müssen endlich gelöst werden

VEE Sachsen e.V.
Pressemitteilung 08/2022 vom 02.09.2022

2. September 2022. Gestern trafen sich in der Sächsischen Staatskanzlei Vertreterinnen und Vertreter der Sächsischen Staatsregierung, der Wirtschaft, Energieversorger, Wohnungswirtschaft, Kommunen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und der Verbraucherschutzzentrale zum Energiegipfel. In der gemeinsamen Erklärung findet sich die Forderung, den Ausbau Erneuerbarer Energien weiter voranzubringen. Nun ist diese Forderung nicht neu, sie findet sich bereits im Koalitionsvertrag und im Energie- und Klimaprogramm von 2021. Gelöst hat dies die Blockaden bislang nicht.

Der Windkraft-Ausbau in Sachsen stockt nach wie vor. Auch im Jahr 2022 werden in Sachsen nur zwölf Windräder ans Netz gehen. Notwendig wären 60 bis 80, jedes Jahr – und das seit 2020. Einer der Hintergründe: die derzeit gültigen oder gerade vor der Verabschiedung stehenden Regionalpläne basieren auf dem Energie- und Klimaprogramm von 2012. Einer Zeit noch vor dem Pariser Klimaabkommen und längst überholt.

Die Regionalplanung ist in der derzeitigen Art und Weise, wie sie in Sachsen praktiziert wird, nicht mehr zeitgemäß. Die VEE fordert daher den Wegfall der Ausschließlichkeit der Regionalplanung bei Windenergie.

Eine der Hauptursachen dafür, dass die Genehmigung neuer Windräder Jahre dauert, ist die aktuelle Art der Regionalplanung: Die von der Regionalplanung gewünschte Sperrwirkung für den gesamten Planungsraum bedingt es, dass Windnutzungsflächen über mehrere Stufen geprüft und freigegeben werden müssen. Projekte in diesen Gebieten und der Ausschluss der Windenergie außerhalb dieser Flächen müssen aufwändig gerechtfertigt werden – dies nennt man die Ausschließlichkeit der Regionalplanung. Der Prozess ist fehleranfällig, schwerfällig und komplex. In der Regionalplanungsregion Chemnitz beispielsweise hat dies zu einem kompletten Stillstand geführt, es liegt seit Jahren kein gültiger Regionalplan vor.

Die VEE Sachsen e.V. fordert aus diesem Grund ein komplettes Umdenken bei der Regionalplanung – weg vom negativen Verhinderungsinstrument hin zu positiven Gestaltungsplanung: Die Ausschließlichkeit der Regionalplanung sollte wegfallen. Kernidee ist die Vorgabe eines Minimums an Flächen in Form von Windvorranggebieten ohne Eignungsgebietsfunktion. Kommunen könnten dann nicht mehr blockieren, weil sie zum einen das regionalplanerisch ausgewiesene Flächenminimum umsetzen müssen – und sie könnten eigenständig zusätzliche Flächen ausweisen, wenn sie so wollten. Denn der Handlungsdruck wächst auch auf kommunaler Ebene: durch die finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten für Kommunen beim Ertrag aus Windstrom, mit Blick auf die aktuelle politische Weltlage sowie den vermehrten Ansiedlungsdruck von Unternehmen, für die der Anteil der Stromproduktion aus Erneuerbaren immer entscheidender wird. Bislang konnten Kommunen keine eigenen, zusätzlichen Flächen der Windenergie zur Verfügung stellen, weil sie an das starre und unflexible Korsett der Regionalplanung gebunden waren.

Ein weiterer Grund des unzureichenden Ausbaus der Windenergie ist die schwerfällige Genehmigungspraxis bis hin zu der immer noch gegebenen Verhinderungspraxis mancher Kommunen. Die VEE hatte in ihrem Brandbrief im Herbst 2021 bereits darauf hingewiesen. Passiert ist seitdem allerdings – mit positiven Ausnahmen – nichts.

Hier braucht es ein klares Signal der Staatsregierung und Vorgaben aus den zuständigen Ministerien an die Genehmigungsbehörden vor Ort, dass Windenergie gewollt und beschleunigt umzusetzen ist.

Auch der Ausbau der Photovoltaik stockt. Solaranlagen sind fertig, gehen aber nicht an Netz, da die Zertifizierung fehlt. Verzögerungen von bis zu einem Jahr sind mittlerweile die Norm. Technisch wären die Anlagen einsatzbereit und könnten den dringend benötigten Strom liefern. Hier muss die Möglichkeit geschaffen werden, die Zertifizierung nachträglich durchzuführen.

Der Netzausbau – gerade im Osten Sachsens – muss dringend vorangebracht werden. Anlagen können nicht angeschlossen oder realisiert werden, weil es an Einspeisepunkten fehlt.

Dr. Wolfgang Daniels, Präsident der VEE, dazu: „Die Probleme sind seit langem bekannt und die Lösungsvorschläge liegen seit Monaten, wenn nicht gar Jahren, auf dem Tisch. Es genügt nicht den Ausbau der Erneuerbaren voranbringen zu wollen, man muss es auch tun. Dazu braucht es klare Vorgaben aus der Staatskanzlei und den Ministerien“.

 

Erneuerbare Energien in Sachsen – Turbo oder Bremsklotz? | Sächsisches Klimagespräch - LIVE mit der Energieagentur des Landkreises Bautzen aus dem TGZ Bautzen

Erneuerbare Energien in Sachsen – Turbo oder Bremsklotz? | Sächsisches Klimagespräch - LIVE mit der Energieagentur des Landkreises Bautzen aus dem TGZ Bautzen - Montag, 19. September 2022, 18:30 Uhr

18. August 2022

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Die Veranstaltung findet im Technologie- und Gründerzentrum Bautzen (TGZ) statt. Im Rahmen des Sächsischen Klimagespräches begleitet die VEE Sachsen e.V. die Veranstaltung und überträgt diese per Livestream. Eine Teilnahme an der Veranstaltung in Präsenz vor Ort ist möglich, melden Sie sich bitte dazu bis 12. September 2022 über die Homepage der Energieagentur des Landkreises Bautzen an.

Solar-Batteriespeicher-Park Großschirma © Green Energy 3000

Innovationen aus Sachsen: Solar-Batteriespeicher-Park Großschirma - Strom aus Sonne glätten und verschieben

15. August 2022

2022-08-15 Titelbild Innovationen aus Sachsen 700px.png

Im sächsischen Großschirma läuft seit Mitte 2022 die zweite Solar-Batterie-Anlagenkombination Deutschlands, ein Projekt mehrerer sächsischer und europäischer Unternehmen. Sie hilft unter anderem, die Lieferung aus Solarstrom zu stabilisieren – und den Ertrag des Tages in die Nacht zu verschieben.

Die Energiewende in Sachsen stockt – aber dennoch gibt es Unternehmen und Initiativen von hier, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien und innovative Energiekonzepte in Deutschland und Europa vorantreiben. Hier stellen wir sie vor.

Das Industriegebiet Großschirma liegt idyllisch im Grünen. Ein Windrad erhebt sich majestätisch über die Felder. Der Eingang ist links gesäumt von zwei eingezäunten Solarparks. Nähert man sich, brummt es leise wie bei einer Hochspannungsleitung.

Hier in Großschirma ist innerhalb von zwei Jahren ein Solarpark der besonderen Sorte entstanden: Neben 5,1 MW Leistung in Form von 11.000 Solarpaneelen ist der Park mit einem Batteriespeicher versehen, der bis zu 1,7 MW an Leistung über zwei Stunden erbringen kann. Mit dieser Kombination ist der Solarpark in Großschirma der zweitgrößte dieser Art in Deutschland – und der größte in Ostdeutschland.

Das Besondere der Anlage: Mithilfe des Batterie-Pufferspeichers verschiebt sie einen Teil der erzeugten Solarenergie von mittags in die Abendstunden – dorthin, wo sie aus Netz- und Marktsicht dringend benötigt wird. Zudem trägt die Anlage zur Netzstabilität bei, indem sie die Solar-Erzeugung und Energie aus dem Batteriespeicher kombiniert und so Schwankungen ausgleicht.

Projektleiter Michael Riedel kennt die Anlage bis ins letzte Detail. Sein Arbeitgeber, die Green Energy 3000, stammt aus Leipzig und hat eine Niederlassung in Lyon. Sie haben bereits mehrere und im Schnitt größere Projekte in Frankreich, Deutschland und Kasachstan gestemmt – aber keines in dieser Kombination. „Wir haben das Projekt 2020 gestartet, hatten uns schon 2019 die Flurstücke gesichert, ohne genau zu wissen, wieviel Potenzial genau in dem Standort mal stecken wird“, berichtet Riedel und zeigt auf den Solarpark eine Straße weiter. „Hier drüben sehen Sie ja bereits eine andere, kleine Anlage, die durch uns errichtet wurde – allerdings rein Solar, ohne Batteriepuffer.“

Anfang des Jahre 2021 beschloss das Team von Green Energy 3000 zusammen mit einigen Partner-Unternehmen die Kombination von Solar und Batteriespeicher für die Fläche in Großschirma – und reichte das Projekt zur Innovationsausschreibung der Bundesnetzagentur ein. Damit werden Energiewende-Projekte gefördert, die mehr Wettbewerb ermöglichen und netzdienlich sind. „Damals lag schon eine Baugenehmigung vor – für eine normale Photovoltaik-Anlage“, erinnert sich Riedel. „Wir mussten also einen Nachtrag zum Bauantrag für den Batteriespeicher einreichen.“ Die Projektpartner haben Erfolg und loben die Zusammenarbeit mit den offiziellen Stellen: „Der Nachtrag wurde schnell bearbeitet, und es wurden keine Steine seitens der Behörden in den Weg gelegt.“

Um die unterschiedlichen Technologien zusammenzubringen und wirtschaftlich rentabel einzusetzen, holt das Team von Green Energy 3000 eine Handvoll weiterer Firmen mit an Bord. Man kennt sich, hat aber in dieser Konstellation noch nicht zusammengearbeitet. Und auch noch nie an einem solchen Projekt mit solcher Technologie und Größenordnung: „Es war für alle ein gutes Stück Lernarbeit, das Wirtschaftliche, das Technische und auch das Rechtliche einzuhalten“, sagt Riedel.

Denn, eine weitere Besonderheit der Anlage in Großschirma: Der Strom wird in einer Kombination aus PPA und Direktvermarktung verkauft. „Energy2Market – ebenfalls ein Leipziger Unternehmen, kümmert sich um die Direktvermarktung, EDF Trading Deutschland übernimmt den PPA“, erklärt Riedel. „Es lief bisher super und ist auch weiterhin eine sehr gute Zusammenarbeit.“

Dafür gibt es andere Herausforderungen – etwa beim Netzanschluss. Denn eine Anlage dieser Größenordnung muss direkt ins Mittelspannungsnetz einspeisen. Nur: Die nächste Leitung war ursprünglich sieben Kilometer entfernt. „Wir haben also Verhandlungen mit der MitNetz begonnen, um die nötige Trasse zu reduzieren“, erinnert sich Riedel. Das Team hat Glück: „An dieser Stelle gab es sowieso ein Optimierungspotential durch den Netzausbau – das war außergewöhnlich und eine glückliche Fügung für uns.“ Nun liegt der Netzanschluss direkt neben dem Park – und auch für die MitNetz ist der Ausbau die gesamtwirtschaftlich günstigste Lösung.

Mit einer kleinen Einschränkung: „Momentan ist die Einspeisung noch gedrosselt auf 700 kW, weil der Netzausbau noch stattfindet. Erst ab Anfang 2023 können wir die volle Leistung ausschöpfen.“ Ein Nebeneffekt: Das Team kann besser testen, wie sich die Kombination aus Solar und Batterie verhält. „Am Tag vor der Eröffnungsfeier haben wir bis morgens um 1 Uhr eingespeist – und zwar konstant mit 700 kW Leistung“, freut sich Riedel. „Das ist ein erster Vorgeschmack darauf, wie wir mit dieser Technologiekombination zur Stabilisierung beitragen können.“

Und wie lange soll die Anlage in Großschirma laufen? Die Verträge sind teils auf zwei Jahrzehnte ausgelegt – aber Riedel hofft auf mehr: „Angedacht sind 25 Jahre mit Option auf 30 Jahre.“ Dann würde es sich lohnen, die Fläche wieder für neue Innovationen freizugeben.

Und apropos Innovationen: Die brauchen eben etwas Zeit – und Unterstützung. „Die Kombination aus PPA und EEG-Vergütung, wie wir sie hier in Großschirma nutzen, ist im neuen EEG-Entwurf schon wieder gestrichen“, sagt Riedel und mahnt: „Das Modell der Innovationsausschreibung hat einen echten Anreiz für den Ausbau der Speicherpotenziale geschaffen. Mein Appell an die Politik: Bitte jetzt bei der Fortschreibung des EEG nicht gegenläufig arbeiten – es ist zu früh, die Innovationsausschreibung wieder fallen zu lassen.“ Denn Parks wie in Großschirma sind immer noch erst der Anfang.

Symbol: Erneuerbare Energien in Sachsen

Erneuerbare in Sachsen

Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung lag 2021 in Sachsen bei 17,9%, während dieser in Deutschland bereits bei 42,4% lag. Sachsen gehört damit im Bundesländervergleich bei den Flächenländern zum Schlusslicht.

 

Symbol: Photovoltaik in Sachsen

Photovoltaik

Mitte 2024 sind in Sachsen rund 155.000 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 4.400 MW in Betrieb. 

Der Ausbau der Photovolatik-Anlagen hat damit in Sachsen in den letzten Monaten deutlich zugenommen.

 

Symbol: Windkraft in Sachsen

Windkraft

Die Windkraft ist das Sorgenkind der Erneuerbaren in Sachsen. In den Jahren 2022 und 2023 wurden nur 11 bzw. 10 Windkraftanlagen in Sachsen zugebaut und auch für 2024 werden lediglich 11 Windkraftanlagen erwartet. Es besteht allerdings die Hoffnung, dass die Zubauzahlen in den nächsten Jahren deutlich steigen.

Symbol: Wasserkraft in Sachsen

Wasserkraft

2024 sind in Sachsen rund 440 Anlagen mit einer Leistung von rund 95 MW in Betrieb. Ein wesentlicher Zubau von Anlagen ist - trotz vorhandener Potenziale - in den letzten Jahren nicht erfolgt. Mit Sorge wird der zunehmende Abriss von Wehren, welche für Wasserkraftanlagen ertüchtigt werden könnten, beobachtet.

 

Symbol: Biomasse in Sachsen

Biomasse

2024 sind in Sachsen rund 615 Anlagen mit einer Leistung von rund 315 MW in Betrieb.

 

Symbol: Geothermie in Sachsen

Geothermie

Geothermische Anlagen zur Stromerzeugung spielen bislang in Sachsen keine bedeutende Rolle. Im Jahr 2023 waren in Sachsen rund 19.002 Erdwärmeanlagen mit einer thermischen Leistung von rund 228 MW installiert.

 

Symbol: Erneuerbare Energien in Sachsen

Erneuerbare in Sachsen

Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung lag 2021 in Sachsen bei 17,9%, während dieser in Deutschland bereits bei 42,4% lag. Sachsen gehört damit im Bundesländervergleich bei den Flächenländern zum Schlusslicht.

 

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Über uns 

Die VEE Sachsen e.V. zählt zu den am längsten aktiven Netzwerken im Bereich der Erneuerbaren Energien. Als säschsischer Landesverband vertreten wir die Themen des Klimaschutzes und der Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien auf Landesebene.

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