Innovationen aus Sachsen: Der Energiemonitor - Energiewende zum Erleben

Dienstag, 05. Januar 2021 - 13:00
VEE Sachsen e.V.

Wie kann man die Vorteile der Energiewende sichtbar machen – über Windräder und Solarpanel hinaus? Thomas Walther will zusammen mit der Energiegenossenschaft Bürger Energie Drebach eG einen Energiemonitor entwickeln, an den sich jeder Betreiber freiwillig anschließen kann.

Die Energiewende in Sachsen stockt – aber dennoch gibt es Unternehmen von hier, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien und innovative Energiekonzepte in Deutschland und Europa vorantreiben. Hier stellen wir sie vor.

Energiemonitor 01 700px.jpg

„Für viele Menschen ist die Energiewende einfach nicht greifbar“, sagt Thomas Walther. Er weiß, wovon er spricht: Schließlich ist er seit Jahren in der Bürger Energie Drebach aktiv, einer Energiegenossenschaft im Erzgebirge. Auch in Sachen E-Mobilität ist er vorne mit dabei und hilft, Ladestationen im öffentlichen und halböffentlichen Raum zu installieren und zu betreiben. Und Walther weiß: Die Energiewende ist noch nicht in den Köpfen angekommen.

Deswegen ist er nun einer der Macher hinter dem Energiemonitor, der die Energiewende in Sachsen und angrenzenden Bundesländern erlebbar machen soll. „Die Idee für den Energiemonitor stammt aus der Energiegenossenschaft“, erzählt Walther. „Der Energiemonitor ist nicht nur mein Projekt, sondern der Genossenschaft – ich bin nur ein kleines Rädchen.“ Die Genossenschaft gibt es seit rund sechs Jahren; sie betreibt Photovoltaik-Anlagen auf der örtlichen Schule, dem Freibad und dem Planetarium.

Nutzen sichtbar machen

Was aber fehlte: eine zentrale Anlaufstelle, die die vielen kleinen Erfolge der Photovoltaik-Panels zusammenfasst und in Zahlen greifbar macht. Die Idee reifte: Was wäre mit einer Internetseite, auf der man sieht, wieviel Energie und CO2 durch Erneuerbare in Sachsen und den umliegenden Bundesländern produziert und eingespart wird?

„Zusammen mit einer befreundeten Energiegenossenschaft aus Weimar haben wir die Idee entwickelt, dann skizziert und beim eku Zukunftspreis des Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft beworben“, berichtet Walther. „Unser Ziel ist es, die Erträge und CO2-Einsparungen ganz konkret sichtbar zu machen. Auf einer Karte sieht man die Standorte der Anlagen und ihre Leistungen. In Grafiken erkennt man die Erträge und Einsparungen in diesem Monat, in diesem Jahr, seit Start der Anlage.“

Denn: Was die Energiewende im Einzelnen bringt, ist den Leuten nicht klar. „Wir wollen mit dem Energiemonitor Transparenz schaffen, indem wir Daten visualisieren“, sagt Walther. „Auf diese Weise zeigen wir den ökologischen Mehrwert für den Klimaschutz auf.“ Und da kommt einiges zusammen: Einige Dutzend PV-Anlagen aus Drebach leisten einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung – das geht schnell in den Megawatt-Bereich.

Eine offene Datenbank für alle

Anlagen jeder Art lassen sich auf der Plattform einbinden – von Photovoltaik über Wind bis hin zu Wasserkraft und Biomasse. „Starten möchte ich natürlich mit unseren Photovoltaik-Anlagen aus Drebach und Weimar. Aber der Energiemonitor ist offen für jegliche Form von Erneuerbaren Energien: Wenn jemand seine Windkraftanlage oder Wasserkraft einbinden möchte – gerne!“

Das Konzept des Energiemonitors überzeugte auch die Jury des Wettbewerbs: „Das Ministerium befand die Idee für so gut, dass wir 2000 Euro Prämie erhalten haben“, freut sich Walther. „Damit können wir Hard- und Software beschaffen.“ Die eigentliche Arbeit läuft allerdings weiterhin ehrenamtlich.

Der Server ist bereits vorhanden, die Architektur – also wie der Energiemonitor funktionieren soll – ist aufgeschrieben. Aktuell arbeitet Walther daran, die Datenbank zu erstellen und Daten aus den Drebacher und Weimarer Anlagen einzubinden. Dabei setzt er nach Möglichkeit auf vorhandene OpenSource-Lösungen und -Schnittstellen. „Ich schätze, dass wir Ende des 1. Quartals 2021 starten. Dann wollen wir schnell weitere Anlagenbetreiber aus Sachsen und Thüringen vom Mitmachen überzeugen.“

Denn die Teilnahme am Energiemonitor ist natürlich freiwillig. Daten der Anlagen sollen automatisch übertragen werden. „Schön wäre stündlich, oder mindestens einmal am Tag“, hofft Walther. Dafür müssen Anlagen-Betreiber einmal eine Verbindung zur Datenbank herstellen und gegebenenfalls vor Ort einen Logger installieren, der die Daten sendet. Oftmals würden aber bestehende Systeme ausreichen.

Alle könnten profitieren

Der Energiemonitor soll langfristig einen Beitrag leisten, dass Menschen in Sachsen sich mehr für die Vorteile der Energiewende interessieren. „Ich habe das Gefühl, dass der Ausbau der Erneuerbaren stagniert“, beklagt Thomas Walther. „Kleinere Photovoltaik-Anlagen haben eine gute Entwicklung genommen. Aber bei Freiflächen-Anlagen, Wasserkraft und Windkraft verschenkt Sachsen viel Potential. Es wird vor Ort regelrecht verhindert. Wenn es eine zielführendere Planung gäbe, würden alle profitieren.“


Wer mehr über den Energiemoitor erfahren möchte, ist herzlich zum ersten Online-Stammtisch in diesem Jahr eingeladen. Thomas Walther wird das Projekt und den Stand der Umsetzung vorstellen: