Innovationen aus Sachsen: Solar-Batteriespeicher-Park Großschirma - Strom aus Sonne glätten und verschieben

Montag, 15. August 2022 - 10:00
VEE Sachsen e.V.

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Im sächsischen Großschirma läuft seit Mitte 2022 die zweite Solar-Batterie-Anlagenkombination Deutschlands, ein Projekt mehrerer sächsischer und europäischer Unternehmen. Sie hilft unter anderem, die Lieferung aus Solarstrom zu stabilisieren – und den Ertrag des Tages in die Nacht zu verschieben.

Die Energiewende in Sachsen stockt – aber dennoch gibt es Unternehmen und Initiativen von hier, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien und innovative Energiekonzepte in Deutschland und Europa vorantreiben. Hier stellen wir sie vor.

Das Industriegebiet Großschirma liegt idyllisch im Grünen. Ein Windrad erhebt sich majestätisch über die Felder. Der Eingang ist links gesäumt von zwei eingezäunten Solarparks. Nähert man sich, brummt es leise wie bei einer Hochspannungsleitung.

Hier in Großschirma ist innerhalb von zwei Jahren ein Solarpark der besonderen Sorte entstanden: Neben 5,1 MW Leistung in Form von 11.000 Solarpaneelen ist der Park mit einem Batteriespeicher versehen, der bis zu 1,7 MW an Leistung über zwei Stunden erbringen kann. Mit dieser Kombination ist der Solarpark in Großschirma der zweitgrößte dieser Art in Deutschland – und der größte in Ostdeutschland.

Das Besondere der Anlage: Mithilfe des Batterie-Pufferspeichers verschiebt sie einen Teil der erzeugten Solarenergie von mittags in die Abendstunden – dorthin, wo sie aus Netz- und Marktsicht dringend benötigt wird. Zudem trägt die Anlage zur Netzstabilität bei, indem sie die Solar-Erzeugung und Energie aus dem Batteriespeicher kombiniert und so Schwankungen ausgleicht.

Projektleiter Michael Riedel kennt die Anlage bis ins letzte Detail. Sein Arbeitgeber, die Green Energy 3000, stammt aus Leipzig und hat eine Niederlassung in Lyon. Sie haben bereits mehrere und im Schnitt größere Projekte in Frankreich, Deutschland und Kasachstan gestemmt – aber keines in dieser Kombination. „Wir haben das Projekt 2020 gestartet, hatten uns schon 2019 die Flurstücke gesichert, ohne genau zu wissen, wieviel Potenzial genau in dem Standort mal stecken wird“, berichtet Riedel und zeigt auf den Solarpark eine Straße weiter. „Hier drüben sehen Sie ja bereits eine andere, kleine Anlage, die durch uns errichtet wurde – allerdings rein Solar, ohne Batteriepuffer.“

Anfang des Jahre 2021 beschloss das Team von Green Energy 3000 zusammen mit einigen Partner-Unternehmen die Kombination von Solar und Batteriespeicher für die Fläche in Großschirma – und reichte das Projekt zur Innovationsausschreibung der Bundesnetzagentur ein. Damit werden Energiewende-Projekte gefördert, die mehr Wettbewerb ermöglichen und netzdienlich sind. „Damals lag schon eine Baugenehmigung vor – für eine normale Photovoltaik-Anlage“, erinnert sich Riedel. „Wir mussten also einen Nachtrag zum Bauantrag für den Batteriespeicher einreichen.“ Die Projektpartner haben Erfolg und loben die Zusammenarbeit mit den offiziellen Stellen: „Der Nachtrag wurde schnell bearbeitet, und es wurden keine Steine seitens der Behörden in den Weg gelegt.“

Um die unterschiedlichen Technologien zusammenzubringen und wirtschaftlich rentabel einzusetzen, holt das Team von Green Energy 3000 eine Handvoll weiterer Firmen mit an Bord. Man kennt sich, hat aber in dieser Konstellation noch nicht zusammengearbeitet. Und auch noch nie an einem solchen Projekt mit solcher Technologie und Größenordnung: „Es war für alle ein gutes Stück Lernarbeit, das Wirtschaftliche, das Technische und auch das Rechtliche einzuhalten“, sagt Riedel.

Denn, eine weitere Besonderheit der Anlage in Großschirma: Der Strom wird in einer Kombination aus PPA und Direktvermarktung verkauft. „Energy2Market – ebenfalls ein Leipziger Unternehmen, kümmert sich um die Direktvermarktung, EDF Trading Deutschland übernimmt den PPA“, erklärt Riedel. „Es lief bisher super und ist auch weiterhin eine sehr gute Zusammenarbeit.“

Dafür gibt es andere Herausforderungen – etwa beim Netzanschluss. Denn eine Anlage dieser Größenordnung muss direkt ins Mittelspannungsnetz einspeisen. Nur: Die nächste Leitung war ursprünglich sieben Kilometer entfernt. „Wir haben also Verhandlungen mit der MitNetz begonnen, um die nötige Trasse zu reduzieren“, erinnert sich Riedel. Das Team hat Glück: „An dieser Stelle gab es sowieso ein Optimierungspotential durch den Netzausbau – das war außergewöhnlich und eine glückliche Fügung für uns.“ Nun liegt der Netzanschluss direkt neben dem Park – und auch für die MitNetz ist der Ausbau die gesamtwirtschaftlich günstigste Lösung.

Mit einer kleinen Einschränkung: „Momentan ist die Einspeisung noch gedrosselt auf 700 kW, weil der Netzausbau noch stattfindet. Erst ab Anfang 2023 können wir die volle Leistung ausschöpfen.“ Ein Nebeneffekt: Das Team kann besser testen, wie sich die Kombination aus Solar und Batterie verhält. „Am Tag vor der Eröffnungsfeier haben wir bis morgens um 1 Uhr eingespeist – und zwar konstant mit 700 kW Leistung“, freut sich Riedel. „Das ist ein erster Vorgeschmack darauf, wie wir mit dieser Technologiekombination zur Stabilisierung beitragen können.“

Und wie lange soll die Anlage in Großschirma laufen? Die Verträge sind teils auf zwei Jahrzehnte ausgelegt – aber Riedel hofft auf mehr: „Angedacht sind 25 Jahre mit Option auf 30 Jahre.“ Dann würde es sich lohnen, die Fläche wieder für neue Innovationen freizugeben.

Und apropos Innovationen: Die brauchen eben etwas Zeit – und Unterstützung. „Die Kombination aus PPA und EEG-Vergütung, wie wir sie hier in Großschirma nutzen, ist im neuen EEG-Entwurf schon wieder gestrichen“, sagt Riedel und mahnt: „Das Modell der Innovationsausschreibung hat einen echten Anreiz für den Ausbau der Speicherpotenziale geschaffen. Mein Appell an die Politik: Bitte jetzt bei der Fortschreibung des EEG nicht gegenläufig arbeiten – es ist zu früh, die Innovationsausschreibung wieder fallen zu lassen.“ Denn Parks wie in Großschirma sind immer noch erst der Anfang.

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Signalwirkung für die Windenergie in Sachsen: Gemeinde Pockau-Lengefeld entscheidet sich angesichts der Energiekrise für Windräder

VEE Sachsen e.V.
Pressemitteilung 07/2022 vom 13. Juli 2022

13. Juli 2022. Es ist eine kommunale Entscheidung mit Signalwirkung für ganz Sachsen: Die erzgebirgische Gemeinde Pockau-Lengefeld hat sich in ihrer Gemeinderatssitzung vom 12. Juli 2022 überraschend für den Bau zweier Windräder entschieden, nachdem man sich lange dagegen gesperrt hatte. Die Gemeinderats-Abstimmung sollte eigentlich ein formaler Wiederholungsbeschluss sein. Nun sollen statt eines Gewerbegebiets die Windräder entstehen – auch, weil sich das für die Gemeinde im Angesicht der Energiekrise finanziell lohnt.

Seit sechs Jahren treibt eine Bürgergenossenschaft den Plan voran, auf einer Anhöhe abseits der Wohngebiete von Pockau-Lengefeld zwei Windräder zu errichten. 2020 dann die kalte Dusche: Der Gemeinderat verhindert den Bau mit dem Beschluss, auf eben dieser Fläche ein Gewerbegebiet auszuweisen. Die Projektierer klagten dagegen, das Gericht gab der Klage in einem Eilverfahren wegen formaler Fehler beim Beschluss statt. Doch in der Zwischenzeit drehte sich der Wind in Pockau-Lengefeld: Denn die Gemeinde steht derzeit finanziell nicht besonders gut da – und die zwei Windräder bringen aller Voraussicht nach dringend benötigte Mittel und Planungssicherheit für die Gemeindekasse.

Eine ganze Handvoll sächsischer Kommunen beschreitet derzeit noch den Weg, Windkraft-Projekte mit der Ausweisung von Flächen für anderweitige Zwecke zu verhindern. Die VEE hatte sich aus diesem Grund im Herbst letzten Jahres mit einem Brandbrief an den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gewandt. Mit der Entscheidung in Pockau-Lengefeld geht daher eine Signalwirkung für ganz Sachsen aus.

„Wir gratulieren den besonnenen Gemeinderäten in Pockau-Lengefeld für ihr Umdenken, und hoffen, dass weitere sächsische Kommunen dem Beispiel folgen werden“, sagt Dr. Wolfgang Daniels, Präsident der Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien in Sachsen e.V. „Denn angesichts der Energiekrise sind die Kommunen auf sichere Einnahmequellen angewiesen – und die finanziellen Vorteile von Windenergie für Gemeinden sind nicht außer Acht zu lassen.“

Neben dem finanziellen Aspekt ist der Ausbau der Windenergie für Kommunen mit vielen weiteren Vorteilen verbunden: Windräder ermöglichen eine saubere, klimafreundliche und günstige Energieversorgung von Menschen und Unternehmen vor Ort und leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Zeiten instabiler internationaler Lieferketten fossiler Energieträger.

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Verbändearbeit auf allen Ebenen - Die VEE Sachsen e.V. wird Mitglied im Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)

Dienstag, 05. Juli 2022 - 20:00
VEE Sachsen e.V.

Am Vorabend der BEE-Delegiertenversammlung und dem sich am Abend anschließendem Sommerfest, freuen wir uns, unseren Mitgliedern und Interessierten mitteilen zu können, dass nach einem langen Integrationsprozess, die VEE Sachsen e.V. Mitglied des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) geworden ist.

Der Mitgliedschaft geht eine langjährige Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen voraus. So findet zum Beispiel seit langem ein regelmäßiger 14tägiger Austausch auf Bund-Länder-Ebene statt. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung und Vertiefung der Kooperation und werden unser Bestes geben, die Interessen unserer Mitglieder auch auf Bundesebene mit einzubringen, und uns dafür einsetzen, dass der BEE auch auf Bundesebene eine Stimme des Mittelstandes ist und bleibt.

Der BEE wurde 1991 unter anderem von Dr. Wolfgang Daniels, Präsident und Gründer der VEE Sachsen, mit ins Leben gerufen. Insofern schließt sich ein Kreis.

„Die Strukturen des BEE sind zwar komplex, aber wir konnten sicherstellen, dass wir unsere Gemeinnützigkeit und Unabhängigkeit behalten. Über die lange Zeit war die VEE Sachsen der einzige Landesverband, der die Interessen aller Erneuerbaren Energien unter einem Dach vereinte. Für uns ist essenziell, dass alle Sparten der Erneuerbaren mit einer Stimme sprechen“, sagt Dr. Wolfgang Daniels. „Das ist insbesondere mit Blick auf den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern wichtig.“

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VEE-Jahrestagung | Sachsens Industrie und die Erneuerbaren | Freitag, 9. September 2022 | Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG, Markranstädt bei Leipzig

Mittwoch, 22. Juni 2022 - 07:00
VEE Sachsen e.V.

VEE-Jahrestagung 2022 - Plakat 700px.png

Eine ausreichende und sichere Versorgung mit Erneuerbaren Energien wird für Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen  in zunehmenden Maße zur Standortfrage. Welche Herausforderungen hier auf sächsische Unternehmen zukommen und welche Chancen Sachsen hat, den Bedarfen gerecht zu werden, wollen wir im Rahmen unserer Jahrestagung am Freitag, den 9. September 2022,  thematisieren.

Die Veranstaltung wird mit freundlicher Unterstützung der Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH in Markranstädt bei Leipzig stattfinden. Die Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG setzt konsequent auf die Versorgung mit Erneuerbaren Energien. Im Rahmen einer am Vormittag stattfindenden Werksführung können sich Gäste der Jahrestagung einen Eindruck vom Energiezentrum des Unternehmens verschaffen.

Im Rahmen der Veranstaltung am Nachmittag mit Vorträgen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wird ausreichend Gelegenheit zum Networking und Austausch untereinander sein. Unternehmen und Verbände können ihr Engagement im Bereich der Erneuerbaren mit Präsentationsständen vorstellen. Eine Diskussionsrunde zum Wirtschaftsstandort Sachsens wird den Tag abschließen.

Tagungsort:

  • Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG, Zwenkauer Straße 159, 04420 Markranstädt

Tagungsprogramm:

09:00 Uhr Einlass & Ausstellerrundgang
09:30 Uhr Führung durch Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG (Zeitslot 1)
10:30 Uhr Führung durch Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG (Zeitslot 2)
10:30 Uhr Elevator Pitch - Innovationen aus Sachsen
11:30 Uhr Mittagspause mit Mittagsbuffet à la Govinda Leipzig & Ausstellerrundgang
12:30 Uhr Eröffnung der Jahrestagung, Dr. Wolfgang Daniels, Präsident VEE Sachsen e.V.
... Grußwort der Bürgermeisterin von Markranstädt, Nadine Stitterich
... Grußwort des Gastgebers, Dr. Holger Födisch,  Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG
... Stand der Energiewende in Sachsen, Staatssekretär Dr. Gerd Lippold, Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL)
... Bedarfe der Industrie in Zeiten der Dekarbonisierung, Dr. Dirk Orlamünder, Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA)
... Bedarfe der Wirtschaft in Sachsen, Kristian Kirpal, Präsident IHK Leipzig
... Versorgungssicherheit und Energiewende in Deutschland, Dr. Simone Peter, Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
... Zahlen & Fakten - Sorgenkind Erneuerbare? - Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Schlegel, Referent Klimaschutz a.D.
14:15 Uhr Weltklimarat, Wetterextreme & Wirtschaft, Dr. Leonie Wenz, Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK Potsdam)
15:10 Uhr Kaffeepause & Ausstellerrundgang
16:00 Uhr Transformation der energieintensiven Industrien in Deutschland – Neue Technologien und Energiebedarfe, Dr.-Ing. Bernd Wenzel, Leiter KEI - Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien
... Mindestens 80 % Eigenstrom aus erneuerbaren Energietechnologien - Best Practice Beispiel, Dr. Holger Födisch, Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG
... Flexible Nutzung von Strom und Gas in Abhängigkeit zu aktuellen Börsen(strom)preisen zur Wärmeerzeugung in Unternehmen, Dipl.-Ing. Petra Krüger, GFin efa Leipzig GmbH
17:00 Uhr Diskussionsrunde zum Wirtschaftsstandort Sachsen & den Erneuerbaren
18:00 Uhr Ende

 

Anmeldung:

 

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VEE fordert den Wegfall der Ausschließlichkeit der Regionalplanung bei Windenergie – Klimaschutz und Versorgungssicherheit brauchen ein Neudenken zur Ausbaubeschleunigung

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VEE Sachsen e.V.
Pressemitteilung 06/2022 vom 16.06.2022

16. Juni 2022. Der Windkraft-Ausbau in Sachsen stockt erheblich. Einer der Gründe: Die Regionalplanung ist in der derzeitigen Art und Weise, wie sie in Sachsen praktiziert wird, nicht mehr zeitgemäß. Die Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien in Sachsen e.V. (VEE Sachsen) schlägt aus diesem Grund eine komplette Überarbeitung des Verfahrens vor, von einem negativen Verhinderungsinstrument hin zu einer positiven Gestaltungsplanung: Die VEE fordert den Wegfall der Ausschließlichkeit der Regionalplanung bei Windenergie.

Sachsen benötigt dringend einen Innovationsschub beim Windkraftausbau, um die selbstgesteckten Ziele des Energie- und Klimaprogramms 2021 und die Pariser Klimaziele zu erreichen. Beim aktuellen Ausbau-Tempo – in Sachsen wurden 2021 nur ein Windrad neu gebaut – sind die Ziele kaum mehr zu erreichen.

Eine der Hauptursachen dafür, dass die Genehmigung neuer Windräder Jahre dauert, ist die aktuelle Art der Regionalplanung: Die von der Regionalplanung gewünschte Sperrwirkung für den gesamten Planungsraum bedingt es, dass Windnutzungsflächen über mehrere Stufen geprüft und freigegeben werden müssen. Projekte in diesen Gebieten und der Ausschluss der Windenergie außerhalb dieser Flächen müssen aufwändig gerechtfertigt werden – dies nennt man die Ausschließlichkeit der Regionalplanung. Der Prozess ist fehleranfällig, extrem schwerfällig und komplex. In der Regionalplanungsregion Chemnitz beispielsweise hat dies zu einem kompletten Stillstand geführt, es liegt seit Jahren kein gültiger Regionalplan vor.

Die VEE Sachsen e.V. fordert aus diesem Grund ein komplettes Umdenken bei der Regionalplanung – weg vom negativen Verhinderungsinstrument hin zu positiven Gestaltungsplanung: Die Ausschließlichkeit der Regionalplanung sollte wegfallen. Kernidee ist die Vorgabe eines Minimums an Flächen in Form von Windvorranggebieten ohne Eignungsgebietsfunktion. Kommunen könnten dann nicht mehr blockieren, weil sie zum einen das regionalplanerisch ausgewiesene Flächenminimum umsetzen müssen – und sie könnten eigenständig zusätzliche Flächen ausweisen, wenn sie so wollten. Denn der Handlungsdruck wächst auch auf kommunaler Ebene: durch die finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten für Kommunen beim Ertrag aus Windstrom, mit Blick auf die aktuelle politische Weltlage sowie den vermehrten Ansiedlungsdruck von Unternehmen, für die der Anteil der Stromproduktion aus Erneuerbaren immer entscheidender wird. Bislang konnten Kommunen keine eigenen, zusätzlichen Flächen der Windenergie zur Verfügung stellen, weil sie an das starre und unflexible Korsett der Regionalplanung gebunden waren.

Das Umdenken hin zu einer positiven Gestaltungsplanung mit Windvorranggebieten wäre eine wesentliche Erleichterung und ganz maßgebliche Beschleunigung der Flächenbereitstellung für Kommunen und Windkraftprojektierer gleichermaßen. Das Modell wird in Deutschland bereits in anderen Regionen angewandt – etwa in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg oder der Planungsregion Hannover. Letztere hat sich unter anderem dadurch an die Spitze beim Windkraftausbau katapultiert. Das zeigt: Ein Umdenken bei der Regionalplanung könnte auch in Sachsen helfen.

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Abstandsregeln für Windräder: VEE sieht nach Landtagsbeschluss leichte Verbesserungen für den Windkraft-Ausbau

VEE Sachsen e.V.
Pressemitteilung 05/2022 vom 01.06.2022

1. Juni 2022. Der sächsische Landtag hat heute neue Abstandsregeln für Windräder beschlossen. Dabei werden 1.000 Meter Mindestabstand zur Wohnbebauung eingeführt, wobei Ausnahmen möglich sind. Die Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien in Sachsen (VEE Sachsen e.V.) sieht darin keinen Durchbruch, aber erste Ansätze, mit denen die Windenergie-Branche arbeiten kann.

Ein Mindestabstand von 1.000 Metern von Windrädern zur Wohnbebauung steht in Sachsen seit langem in der Diskussion. Heute hat nun der Landtag den Kabinettsentwurf des Vierten Gesetzes zur Änderung der Sächsischen Bauordnung abgeändert und beschlossen.

Dabei wurde nun der Mindestabstand von 1.000 Metern beschlossen. Damit werden die zur Verfügung stehenden Flächen für Windenergie weiter verknappt. Positiv festzuhalten ist allerdings, dass ausgewiesene Flächen aus Bauleitplänen und Regionalplänen ausgeklammert werden. Zudem können Gemeinden im Einvernehmen mit ihren betroffenen Ortschaftsräten diese Abstandsregelung außer Kraft setzen, und das nicht nur im Falle von Repowering.

Der zweite Punkt betrifft die Abstandsflächen, also die Berechnung der Fläche, bei denen Eigentümer beim Bau eines Windrads zustimmen müssen. Diese wurde auf Basis der bestehenden Formel abgeändert und erheblich reduziert, was die Planung erleichtert.

„Wir freuen uns, dass einige unserer Kritikpunkte Gehör gefunden haben“, sagt Dr. Wolfgang Daniels, Präsident der VEE. „Das Ergebnis ist ein typischer politischer Kompromiss. In der Folge ist er deswegen teilweise – etwa bei der Berechnung der Abstandsflächen – logisch nicht ganz nachvollziehbar.“

Klar ist auch: Diese baurechtlichen Regelungen sind nur ein Baustein für das Gelingen der Klimawende. Alles in allem wird es entscheidend sein, ob alle Bausteine zusammengenommen die Zielvorgaben des Energie- und Klimaprogramms beim Ausbau der Windenergie ermöglichen – und langfristig für eine Einhaltung der Pariser Klimaziele sorgen.
 

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